Symbiose in Beziehung

Symbiose in Beziehungen

weil es so schön in den KulturWandel von Beziehungsmustern und -Strukturen passt- ein ReBlog aus März 2019

 

Symbiose… ein Begriff, den viele Menschen eher aus der Biologie kennen, der aber auch aus psychologischer Sicht sehr spannend und sehr häufig zu finden ist.

 

Als Symbiose bezeichne ich hier eine Verbundenheit oder auch eine Lebensgemeinschaft zweier „eigentlich“ selbständiger Menschen, die in einer sehr speziellen Weise, nicht zwingend konkret aber meist subtil aufeinander angewiesen sind, um sich gegenseitig einen Nutzen zu erfüllen.

 

In unserer Entwicklung können wir die Symbiose als den natürlichen Zustand bezeichnen, in dem wir geboren werden. Im Mutterleib stehen wir in einem symbiotisch mit unserer Mutter verbundenen Verhältnis und wenn wir zur Welt gekommen sind, sind wir ebenfalls in mehrerlei Hinsicht symbiotisch von den Menschen in unserem Umfeld abhängig und auf sie angewiesen.

Diese Symbiose wird auch als Abhängigkeit bezeichnet und betrifft nicht nur die rein körperlichen, sondern insbesondere auch die seelischen Bedürfnisse des Kindes.

Auch aus vielen psychologischen Studien und zum Teil grausamen Experimenten, die im Laufe der Geschichte durchgeführt wurden, wissen wir, dass ein Mangel an Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit ebenso schlimme Folgen haben kann wie körperliche Krankheiten und bist zum Tod führen kann. (Und auch wenn diese Form der Symbiose grade auf den ersten Blick so ausschaut, als ob nur die Mutter gibt, ist es so, dass auch die Mutter durch den Kontakt und die Bildung zum Kind etwas zurückbekommt, was wiederum Einfluss auf die Reaktionen und Verhaltensweisen der Mutter auch außerhalb der Mutter-Kind Verbundenheit hat. Das „System“ der beiden nährt und bedingt sich gegenseitig.)

 Das eigentliche psychologisch gesunde Ziel ist es, dass wir Menschen wenn wir erwachsen zunehmend die Fähigkeit entwickeln uns aus dieser Symbiose zu lösen und zu lernen wie wir eigen- und selbstverantwortlich in der Lage sind uns selbst zu versorgen und zu nähren. Und dass wir aus diesem freien und autonomen Zustand heraus in eine Beziehung zu einem anderen Menschen gehen. Damit es keine schrägen Abhängigkeitsmuster gibt oder der Irrglaube kultiviert wird, dass die andere Person die Macht und Aufgabe hat dafür zu sorgen, dass man sich glücklich, geliebt oder was auch immer fühlt. Denn das kann NIEMAND anderes machen, Das kannst nur DU SELBST.

 

Ein anderes Beispiel für Symbiosen, über die wir Menschen häufig witzeln ist, wenn Paare sich in der Phase eines langfristigen Zusammengehörens immer ähnlicher werden. Teilweise tragen sie die gleichen Kleidungsteile, verhalten sich sehr ähnlich, stellen sich so aufeinander ein, identifizieren sich so sehr miteinander, dass es im Außen so aussieht, als ob die beiden nahezu zu einem Wesen verschmelzen.

In systemischer Aufstellungsarbeit sieht man in solchen Paarkonstellationen manchmal sogenannte Verstrickungen, die man sonst eher aus der Familien-Aufstellungsarbeit kennt. Wenn in der Aufstellungsarbeit solche Verstrickungen mittels einer Musterrepräsentationsunterbrechung gelöst werden, muss zwingend darauf geachtet werden, dass es stattdessen einen guten Ersatz gibt, sonst besteht die Gefahr, dass zwar diese symbiotische Struktur gelöst wurde, sich aber sehr schnelle eine neue finden wird, damit das ursprüngliche Bedürfnis, der Mangel wieder gestillt werden können, aber dazu mal an anderer Stelle mehr.

In Extremfällen sieht man symbiotische Beziehungsstrukturen bei langjährigen Partnerschaften auch in Situationen wo das Paar durch den Tod eines Partners getrennt wird und der oder die Andere kurze Zeit später ebenfalls verstirbt.

 

Symbiotische Beziehungsmuster erkennt man aber auch in Partnerschafts- und oder Freundschaftssystemen. Auch hier entstehen Konstellationen, in denen eine gegenseitige Abhängigkeit entsteht, die sich unterschiedlich ausdrücken und auswirken kann.

Es gibt zum Beispiel Strukturen, in denen es um eine Art Abhängigkeit geht, die gekoppelt ist an einen vermeintlich stärkeren Beziehungspartner. Der „mächtigere/stärkere“ Beziehungspartner fühlt sich hier bewusst oder unbewusst eingeladen seine Macht zum Ausdruck zu bringen und zu zeigen. Das kann zum Beispiel über den Ausdruck einer körperlichen Aggressivität gehen- muss es aber nicht. Auch eine materielle finanzielle Abhängigkeit, in dem der ein oder andere davon abhängig ist versorgt und/oder ernährt zu werden, kann ein Indiz für das Ausleben solcher „Machtstrukturen“ sein.

 Gemeinschaften, die über eine lange Zeit den Nutzen des Aufrechterhaltens solcher Strukturen gedient haben, neigen dazu „Gegengefühle“ auszulösen, wenn sich einer der Symbiosepartner plötzlich aus dem Beziehungsgeflecht zu lösen beginnt. Häufig unternimmt hier einer der Symbiosepartner zum Teil erpresserische und oder höchst manipulative Versuche, um die Symbiose Struktur wieder herzustellen. Wer hier direkt an böswillige und bewusst manipulative Absichten denkt, dem sei gesagt, dass sich die wenigstens Menschen darüber bewusst sind, dass sie symbiotische Strukturen leben…und ebenso unbewusst laufen dann oft auch die Muster und Verhaltensweisen um das symbiotische System aufrecht zu erhalten.

 

Zerbricht die Symbiose Beziehung, so schlägt sie häufiger bei mindestens einem der vorherigen Symbiosepartner in eine neue Form der Abhängigkeit um. Das was vorher als die höchste Form der Liebe bezeichnet wurde und nicht selten mit einem Konzept von Seelenpartnerschaften umschrieben und fehlgedeutet wird, kann urplötzlich umschlagen in Feindseligkeit und Hass. Nicht selten äußert einer der Partner, dass er ohne den anderen nicht (mehr) leben könne, droht mit Suizid oder äußert: wenn ich dich nicht haben kann, dann soll/darf dich auch niemand anders haben.

Spätestens an diesem Punkt ist dann klar, dass hier nicht zwei Erwachsene, autonome, freie und sich ihrer Selbstverantwortung bewusste Menschen miteinander in Beziehung waren/sind.

Auch hier unterstelle ich keine mutwillig geplanten Verhaltensweisen, sondern mache auf Muster aufmerksam die oft unterbewusst ablaufen.

 

Weitere "krankhafte" Symbiosen, die weniger radikal im Außen wahrnehmbar sind, die es aber sehr häufig gibt, sind solche, in denen einer der Beziehungs- und oder Freundschaftspartner dazu neigt sich dauernd mit eigenen Bedürfnissen zurückzunehmen, um es dem anderen Partner recht zu machen, oder weiter geliebt zu werden.

 

Häufig übernimmt der im Schwerpunkt gebende Partner hier die Rolle des „energetischen Versorgers“ er speist das System mit Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit in einer aktiv gebenden Art, damit es dem, oder der anderen möglichst gut geht. Doch häufig geben die Versorgertypen mehr als das sie nehmen.

Das kann daran liegen, dass der andere Beziehungspartner bewusst oder unbewusst der Nehmende ist und gar nicht daran interessiert ist den anderen emotional mitzunähren. (Häufig nimmt der Nehmende sich gar nicht als solchen wahr, sondern hält sich in der Verbundenheit sogar für die stärkere und wenig bedürftige Person, gibt aber oft wegen einem überwiegend verschlossenen Herzen wenig Nährendes in das System zurück).

Es kann aber auch daran liegen, dass der Gebende gar nicht gelernt hat wie es ist auch nehmen zu dürfen, sich selbst als nicht wichtig genug empfindet, oder eine Störung entwickelt hat, weil er gar nicht weiß, oder gelernt hat, wie man in einen wechselseitig gebenden und annehmenden Kontakt kommt und sich dort verhält.

Fakt ist dass diese Beziehungskonstellationen Auswirkungen haben, als sei man mit einem „Energievampir“ verbunden. Und wer von Euch kennt, wovon ich hier schreibe, wird wissen was ich meine, wenn man im Außen regelrecht die körperliche Veränderung eines Gebenden sieht, wenn er als Energiequelle für einen symbiotisch Nehmenden zur Verfügung steht.

Man sieht es unter anderem daran, wie schnell es Menschen, die in einem wirklich desolaten seelischen Zustand waren, den sie auch äußerlich nicht mehr verleugnen konnten besser geht, wie sie deutlich jünger und frischer aussehen, während dem Symbiose Partner mehr und mehr das Leben aus dem Gesicht zu weichen scheint und sie nur noch wie Schatten ihrer selbst erscheinen.

Energetisch gebenden Symbiosepartnern fällt es deshalb häufig sehr schwer sich aus symbiotischen Strukturen zu lösen, weil es Ihnen weh tut zu erkennen, dass es dem Partner meist sehr schnell schlechter geht, sobald sie sich lösen, sich zurückziehen oder gar beginnen sich um sich selbst zu kümmern. … Gelingt es dem symbiotisch Gebenden dennoch sich zu lösen, allem Schmerz und Widerständen zum Trotz, dann sieht man häufig sehr schnell wie das Leben in die Gestalt des Gebenden zurück kehrt, und der andere Beziehungspartner zunehmend wieder an Energie verliert und optisch meist sehr schnell um Jahre gealtert aussieht.

 

Symbiotische Beziehungsstrukturen entstehen häufig, wenn es auf früheren Entwicklungsphasen in unserem Leben zu Störungen gekommen ist und wir diese entweder nicht erkannt oder nicht bearbeitet haben. Dann versuchen wir einen Mangel, den wir erfahren haben, oder ein Bedürfnis was nicht befriedigt wurde in einer ungesunden Art und Weise in einer ebensolchen Beziehungs- / Freundschaftsgestaltung zu kompensieren.

 

Ausstiege aus solchen Verbindungsstrukturen sind möglich, wenn auch nicht einfach, denn es erfordert eine hohe Bereitschaft bei sich selbst und in all den Schubladen zu gucken in die man nicht mehr reinschauen wollte, oder wo man dachte die seien doch mittlerweile zur Genüge aufgeräumt.

Es braucht die Bereitschaft sich eigene Verhaltens- und Reaktionsmuster nicht nur bewusst zu machen, sondern auch die Bereitschaft aus ihnen auszusteigen.

 

Und es braucht die Bereitschaft sich auf die Dynamik einzulassen, die innerhalb der Verbindungen entstehen werden. Denn seltenst löst sich eine Symbiose leicht und friedlich auf, oder transformiert sich in etwas Neues. Was nicht bedeutet, dass das nicht möglich ist, aber es fordert beiden Beziehungspartnern eine Menge Einsatz, Engagement und ein Stück weit auch Leidensbereitschaft ab, damit es in eine neue, freie und eigenverantwortliche Form der Verbundenheit übergehen kann und darf.

Und meist braucht es dazu eine neutrale und objektive Unterstützung von außen, die immer wieder den Raum hält, und Reflektionen und Perspektiven anbietet, damit neue Wege gelernt und ausprobiert werden können.

So kann eine neue Form der Liebe und Verbundenheit entstehen, in denen beide frei und genährt miteinander in Kontakt und Bindung gehen können und dürfen.

 

Mögen immer mehr Menschen zueinander finden, die bereit sind aus symbiotischen und toxischen Beziehungsstrukturen auszusteigen, um eine neue Kultur des Miteinanders kreieren zu können <3

 

Treya

 

 

 

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